PrestaShop 8.0 ist die neue Hauptversion seit 2016 (zuvor PrestaShop 1.7) und enthält etliche Verbesserungen und über 170 Fehlerkorrekturen. Damit ist ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte von PrestaShop entstanden. Hervorzuheben ist die Kompatibilität mit PHP 8.1, ein geschäfts-neutrales Release und eine verbesserte experimentelle Produktseite. In diesem Beitrag stellen wir die wichtigsten Neuerungen vor.
Warum PrestaShop 8 und was ist mit PrestaShop 1.8?
Auffallend ist die neue Versionsbenennung. PrestaShop 1.8 wird es nicht geben! Der Eins-Punkt-“1.”-Suffix wurde fallen gelassen. Ab sofort wird bei Hauptversionen ganz vorne durch gezählt. Das bedeutet 8.0.0 ist die erste neue Hauptversion, Bugfix-Versionen zählen hinten hoch 8.0.1, 8.0.2, etc. und Unterversionen mit größeren Feature-Änderungen zählen in der Mitte hoch, wie PrestaShop 8.1.0, 8.2.0, etc. Das Schema ist Major.Minor.Patch (Bugfix).
Die nächste Hauptversion wird dann PrestaShop 9 sein, die vermutlich in 1,5 Jahren erscheinen wird.
Release-Zyklen in PrestaShop
Endlich PHP 8 Unterstützung für PrestaShop 8
PrestaShop 8 bietet Kompatibilität mit PHP 8.0 und PHP 8.1 (mindestend PHP 7.2.5), aktualisierte Bibliotheken einschließlich Symfony 4.4 und damit endlich eine Möglichkeit, die Software für die neuesten PHP-Versionen zu aktualisieren. Shopbetreiber haben hierauf schon lange gewartet und dies wird wohl auch einer der Hauptgründe sein, auf die neuer Version upgraden zu wollen oder zu müssen. Bereits jetzt drohen die ersten Provider PHP 7.4 abzuschalten (z.B. Hosteurope deaktiviert PHP 7.4 am 14.11.2022 für alle Webhosting Kunden). Da PHP ständig weiter entwickelt wird und für veraltete Versionen nach einiger Zeit keine Sicherheitsupdates mehr bereit gestellt werden, tauschen die Provider regelmäßig die PHP Versionen aus, um die WebHosting Pakete auf einem aktuellen Stand zu halten. Also keine Bange, liebe Shopbetreiber, es sind noch mehr als 2 Wochen Zeit 😉
Wer war also nochmal dafür verantwortlich, dass PrestaShop 8 erst jetzt herauskommt? Lieber spät als nie!
PrestaShop 8 ist geschäfts-neutral
Dies war schon etwas überraschend und hier sehen wir ein riesiges Potential bei PrestaShop. Mit dieser Entscheidung nimmt sich die Firma PrestaShop S.A. weiter zurück aus dem Projekt. Es wird also hier verstärkt der Fokus auf die reine Open-Source Software gelegt, das freie e-Commerce Herzstück, das jeder Shopbetreiber selbst herunterladen, installieren und nach Belieben nutzen kann. Seitens PrestaShop S.A. gibt es im Gegenzug keine Gewährleistung und gezielten Support. Für den Shopbetreiber wirkt sich das im Back Office aus, dass hier keine kommerziellen Produkte mehr angeboten werden. Der Modulkatalog ist weggefallen, wie auch der Themes-Katalog, die noch in der 1.7er Version sehr dominant und oft störend eingebunden waren. Dadurch ist das Back Office in Version 8 etwas einfacher zu bedienen und oft unnütze Modulangebote stören nicht mehr die Shop-Verwaltung.
Die verbesserte experimentelle Produktseite
Die neue Backoffice-Produktseite, die in PrestaShop 1.7.8 eingeführt wurde, wurde für diese Version erheblich verbessert. Die Seite wurde neu organisiert, die Kombinationsverwaltung wurde verbessert und die Massenausgabe wurde erweitert. Diese neue Produktseite enthält noch nicht alle Funktionen der Standard-Produktseite (insbesondere keine Multishop-Unterstützung), sodass sie standardmäßig deaktiviert bleibt und noch als experimentelles Feature eingestuft wird. Sie können die neue Produktseite unter Erweiterte Einstellungen > Experimentelle Funktionen (New & Experimental Features) aktivieren.
Aber Vorsicht:
Experimentelle Funktionen befinden sich noch in der Entwicklung. Ihre Aktivierung könnte daher unbeabsichtigte Folgen haben und zu Datenverlust führen. Im Livebetrieb sollte man auf keinen Fall experimentieren.Jetzt Upgrade auf PrestaShop 8?
Halt STOPP! Zum heutigen Stand (29.10.2022) ist bei PrestaShop dies zu lesen:
Wichtig: Das 1-Click-Upgrade-Modul ist aufgrund einer Reihe bekannter Probleme noch nicht in der Lage, Shops sicher auf PrestaShop 8.0 zu aktualisieren. Die Version v4.15, die das Upgrade auf 8.0 ermöglicht, wird in den nächsten Wochen erwartet. Bleiben Sie dran für Neuigkeiten.
Da haben wir jetzt also einen ganz schönen Schlamassel. PHP 7.4 wird abgeschaltet und es ist noch kein Upgrade möglich. Liebe Shopbetreiber: es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: 1) den Shop abschalten, wenn der Stichtag zur zwanghaften Umstellung von PHP 8 kommt 🙈 oder 2) mit einem neuen Shop anfangen und den Katalog, alle Kundendaten und Bestellungen manuell importieren. Nee, echt jetzt?
Bitte sprechen Sie mit Ihrer kompetenten Agentur, was es für weitere Auswege gibt. Leider gibt es aktuell noch diese Zwickmühle. Doch die Zeit kann jetzt genutzt werden, sich auf das Upgrade vorzubereiten, um dann vielleicht doch noch zeitnah umstellen zu können.
WebP und andere moderne Bildformate
Hochgeladene Bilder können jetzt im modernen WebP-Format gespeichert werden. WebP ist ein Bildformat, das bereits 2010 von Google eingeführt wurde. Es verfügt über eine besser optimierte Komprimierung als JPEG oder PNG, wodurch die Dateigröße bei minimalem Bildqualitätsverlust erheblich reduziert wird. Eine Win-Win-Situation, die das Surfen im Internet zum Vorteil aller Beteiligten verbessert. Websitebesitzer haben besser visualisierte Websites, Benutzer genießen eine hervorragende Erfahrung, da die Seiten schneller geladen werden und Google listet schnelle Websites in den Suchergebnissen auf.
Sie können diese Option unter Design > Bilder > Bilderer generieren konfigurieren.
Shop-Logo in SVG möglich
Neben klassischen Bitmap-Bildern können nun auch SVG-Dateien für das Logo Ihres Shops verwendet werden. SVG wird in E-Mail-Programmen schlecht und in PDF nicht unterstützt. Wenn der Benutzer also eine SVG-Datei für das Shop-Logo hochlädt, wird das alte Logo für E-Mail und Rechnung im PDF-Format festgelegt. Das alte Logo sollte in einem unterstützten Format vorliegen (jpg, gif, …)
Die neue Sicherheitsseite und Passwort-Richtlinien
PrestaShop 8 bringt eine neue Sicherheitsseite mit zwei wichtigen neuen Funktionen.
Konfigurieren Sie Ihre Shop-Passwortrichtlinie, indem Sie zwischen fünf zunehmenden Komplexitätsstufen wählen. Auf diese Weise können Shop-Administratoren feinabstimmen, wie streng sie mit den Passwörtern ihrer Benutzer umgehen möchten, und das genaue Gleichgewicht zwischen Merkfähigkeit und Sicherheit finden.
Verwalten Sie Ihre Kunden- und Mitarbeitersitzungen. Shop-Administratoren können jetzt den Verlauf der Benutzersitzungen einsehen und sie bei Bedarf aus der Ferne trennen. Darüber hinaus können veraltete Sitzungen schnell aus dem Verlauf bereinigt werden, um die Unordnung in der Datenbank zu reduzieren.
SEO, Multistore, E-Mails und weitere Neuerungen
Zur Verbesserung der Sichtbarkeit des Shops in Suchmaschinen gibt es im Back Office ein zusätzliches Textfeld bei den Kategorien, durch den Sie im Front Office unten auf der Seite einen für Suchmaschinen optimierten Textblock einfügen.
Verhindern Sie, dass Suchmaschinen-Crawler deaktivierte Produkte indizieren, indem Sie den Statuscode „410 – Gone“, anstatt „404 – Not Found“ einrichten.
Die Seitennummer ist jetzt in Meta-Titel-Tags auf paginierten Seiten enthalten, wie z. B. neue Produkte, beste Verkäufe, Preissenkungen und andere. Dies sollte Suchmaschinen helfen, diese Seiten besser zu verstehen.
Vorschläge zur Inhaltslänge. Einige Textfelder in SEO-, Traffic- und CMS-Bereichen enthalten jetzt einen Zähler der Inhaltslänge (Anzahl der Zeichen), um Händlern zu helfen, ein Überschreiten der empfohlenen Inhaltslänge zu vermeiden.
Viele Seiten im Backoffice wurden für die Multistore-Kompatibilität (Multishop) aktualisiert, sodass Händler auswählen können, welche Formularfelder sie aktualisieren möchten, wenn sie sich im Shop- oder Gruppenkontext befinden.
Mit den neuen DKIM-Signaturen verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, dass die E-Mails Ihres Shops als Spam markiert werden.
Dies kann in Erweiterte Einstellungen > E-Mail konfiguriert werden.
In der Vergangenheit war der Standardname des Versanddienstleisters „0“, jetzt heißt er „Click and Collect“.
Die Live-Wechselkursfunktion wurde entfernt.
Der neue PrestaShop 8 Installer: Module vorauswählbar
Wählen Sie bereits vor der Installation aus, welche Module und Themes während des Installationsprozesses des Shops aufgespielt werden sollen.
Während der Installation des Shops werden alle Module, Themes, die in den Modul- und Theme-Verzeichnissen des Shops vorhanden sind, standardmäßig installiert, sofern der Benutzer nichts anderes wählt. Auf diese Weise können Integratoren benutzerdefinierte PrestaShop-Builds mit (oder ohne) den Modulen und Themes Ihrer Wahl erstellen.
Neue Funktionen für Entwickler
Webservice
Der Status und die URL zum Webservice Ihres Shops werden jetzt oben auf der Seite unter Erweiterte Einstellungen > Webservice angezeigt. Dies sollte für neue Benutzer nützlich sein und ihnen helfen, häufige Probleme zu beheben.
Es ist jetzt möglich, partielle Updates auf Webservice-Endpunkten mit der PATCH-Methode durchzuführen. Dadurch können Integrationen nur einen Teil einer Entität statt alle Felder auf einmal aktualisieren.
TypeScript, Übersetzungen, Twig, Google Fonts, …
Javascript-Dateien für migrierte Seiten im Back Office werden jetzt in TypeScript geschrieben.
Die Unterstützung für ältere Übersetzungsdateien (z. B.: en.php, fr.php…, veraltet in 1.7) wurde im PrestaShop-Core entfernt. Jetzt können nur noch Module dieses System nutzen.
Module können Module::postInstall() verwenden, um Code auszuführen, nachdem die Shop-Installation abgeschlossen ist.
Twig wurde auf Version 3 aktualisiert. Veraltete Funktionen von v1 & v2 sind nicht mehr verfügbar.
Alle Upgrade-Skripte wurden aus dem Core entfernt und in das Upgrade-Modul verschoben.
Wenn PrestaShop erkennt, dass sich ein Modul für einen Hook registriert, aber keine Methode dafür implementiert, wird im Entwicklermodus eine Ausnahme ausgelöst. Diese Fehlermeldung soll Entwicklern helfen, Fehler während der Modulentwicklung zu identifizieren.
Die neue Distribution-API ermöglicht es Modulen, dem Modulmanager Informationen über neue und aktualisierte Module bereitzustellen, die von Remotediensten abgerufen werden. PrestaShop 8 nutzt diese neue Funktion, um Downloads und Updates für die Module des Projekts zu handhaben.
Aufgrund der Unterstützung für PHP 8.1 haben viele Methoden nun einen Rückgabetyp deklariert.
Die Logik für die Anmeldung und Registrierung der Kunden ist nun auf zwei Controller (RegistrationController, AuthController) aufgeteilt. Dies kann sich auf Designs und Module von Drittanbietern auswirken, da sich die URL zur Registrierung geändert hat.
Bevor PrestaShop eine Bestellung aufgibt, gibt es jetzt eine zusätzliche Abfrage, ob die Anzahl der Produkte im Warenkorb noch gültig ist. Dies kann erfordern, dass Zahlungsmodule von Drittanbietern die Prüfungen entsprechend in ihren Lösungen implementieren.
Aufgrund der neuen Funktionen zur Passwortrichtlinienverwaltung müssen Lösungen von Drittanbietern, die Kundendaten generieren, möglicherweise entsprechende Änderungen implementieren.
In einigen Ländern wurde das Laden von Schriftarten über den CDN-Dienst von Google Fonts als nicht mit der DSGVO vereinbar eingestuft, sodass diese Schriftarten jetzt in das Projekt integriert sind.
Symfony wurde auf 4.4 aktualisiert, was eine Reihe von Änderungen beinhaltet.
Schnellerer Assets Build-Prozess. Webpack-Konfigurationen wurden aktualisiert, um esbuild-loader anstelle von babel-loader zu verwenden, was die Build-Zeit nachweislich erheblich beschleunigt. In Tests wurde die Bauzeit um ein Drittel verkürzt!
Unser Fazit
Das langersehnte Upgrade von PrestaShop 8 ist endlich da. Vor allem die Kompatibilität mit PHP 8 und der Einzug der modernen Webtechnologien wie Symfony 4.4 und WebP werden von uns begrüßt. Somit wird ein europäisches Shopsystem weiter entwickelt, was in der Funktionsvielfalt sonst unter der Konkurrenz seinesgleichen sucht. Wichtig in unserer immer mehr digitalisierten Welt sind die neuen Sicherheitsfunktionen wie ein Passwort-Richtlinien-Manager und die Verwaltung von Mitarbeiter- und Kunden-Sessions. Auch dass die kommerziellen Inhalte nicht mehr Teil der e-Commerce-Lösung sind und das Open-Source-Shopsystem sich verstärkt anderen Modulentwicklern öffnet ist ein großer Pluspunkt, von dem langfristig Shopbetreiber und Kunden profitieren. Hervorzuheben ist auch die Kompatibilität von Templates und Modulen zur Vorgängerversion. Viele Module müssen in der Programmierung nur wenig angepasst werden und PrestaShop 1.7 Front Office Themes sollten in der Regel nach wie vor funktionieren. Kleiner Wermutstropfen: Die neue Version kommt mindestens 3 Monate zu spät und es gibt noch kein Upgrade-Modul für bestehende Shops. Das wird sich aber hoffentlich bald ändern.